Schmerzen beim Stillen, wunde Brustwarzen & Brustentzündung: Was hilft wirklich?
- Dr. Chantal Schlatter | Stillexperten

- 5. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Viele frischgebackene Mütter kämpfen zu Beginn der Stillzeit mit unangenehmen Schmerzen, wunden Brustwarzen oder gar einer Brustentzündung. Die gute Nachricht lautet: Du bist damit nicht allein – und musst diese Beschwerden keinesfalls einfach aushalten! Mit dem richtigen Know-how und individueller Unterstützung kannst du mögliche Ursachen erkennen, gezielt entgegenwirken und die Stillzeit dennoch geniessen.

Die ersten Tage und Wochen des Stillens sind oft von sensiblen, rissigen oder gar blutenden Brustwarzen geprägt. Das liegt daran, dass sich deine Haut – selbst wenn du noch so gut vorbereitet bist – erst an die neue Beanspruchung gewöhnen muss. Dennoch: Schmerzen beim Stillen sollten nicht zur Gewohnheit werden! Es gibt fast immer eine Ursache, die sich beheben lässt.
Die häufigsten Gründe für Schmerzen und wunde Brustwarzen in der Stillzeit sind wissenschaftlich gut belegt:
Falsches Anlegen: Das Baby fasst nur die Brustwarze statt einen grossen Teil des Warzenhofes – dadurch entsteht zu viel Zug an der empfindlichen Spitze.
Zungenband- oder Kieferprobleme beim Baby.
Zu seltenes oder zu abruptes Lösen vom Stillen.
Trockene Luft, mechanische Reizung, Reibung durch Stilleinlagen.
Seltener: Pilzinfektionen oder bakterielle Entzündungen.
Die allerwichtigste Massnahme: Lass überprüfen, wie dein Baby an der Brust liegt und saugt! Eine Stillberaterin kann schon mit wenigen gezielten Tipps eine riesige Erleichterung bringen.
Erste Hilfe bei wunden Brustwarzen
Anlegetechnik optimieren: Achte darauf, dass das Baby mit weit geöffnetem Mund anlegt und viel vom Warzenhof erfasst. Die Lippen sollten ausgestülpt sein, das Kinn berührt die Brust.
Stillposition variieren: Probiere verschiedene Positionen aus, um Druckstellen zu vermeiden (z. B. Seitenlage, Football-Haltung, über-Kreuz-Halten).
Muttermilch als Heilmittel: Lass kleine Tropfen nach dem Stillen antrocknen – Muttermilch wirkt antibakteriell und wundheilungsfördernd.
Luft an die Brustwarzen: Lass deine Brust möglichst regelmässig an der Luft trocknen.
Hydrogel-Kompressen: Spezielle Hydrogel-Kompressen können Schmerzen lindern und die feuchte Wundheilung fördern.
Sanfte Brustpflege: Verwende nur lauwarmes Wasser, keine Seifen oder alkoholhaltigen Reinigungsmittel.
Müssen Frauen mit sehr starken Schmerzen zufüttern oder abstillen? Nein! Moderne Stillberatung setzt alles daran, den Erhalt der Stillbeziehung zu fördern, auch bei Startproblemen. In der Zwischenzeit kann das Abpumpen oder schonende Handentleeren der Milch sinnvoll sein.
Was tun bei sehr starken Beschwerden oder Brustentzündungen?
Wenn sich Schmerzen, Rötung, Überwärmung und Schwellung in der Brust einstellen, kann es sich um einen Milchstau oder eine Brustentzündung (Mastitis) handeln.
Milchstau: Tritt meist auf, wenn Milch nicht richtig abfliessen kann. Die Brust ist hart, schmerzhaft, gelegentlich rot. Hier hilft: Regelmässiges Stillen, die Brust in unterschiedlichen Positionen anbieten. Wärme vor dem Stillen und sanfte Massage können das Abfliessen erleichtern. Nach dem Stillen können kühlende Quark- oder Kohlwickel helfen.
Mastitis (Brustentzündung): Zusätzlich zu den o.g. Symptomen kommt meist Fieber, schweres Krankheitsgefühl oder Schüttelfrost hinzu. Hier ist Eile geboten: Die Brust weiter leeren (auch wenn es schmerzt!), Kühlen nach dem Stillen und ärztliche Abklärung sowie ggf. eine antibiotische Behandlung sind angezeigt.
In beiden Situationen ist Ruhe sehr wichtig! Hol Dir unbedingt Hilfe im Haushalt und mit den älteren Geschwisterchen.
Übrigens: Du darfst bedenkenklos bestimmte Schmerzmittel in der üblichen Dosierung einnehmen (z.B. Paracetamol und Ibuprofen), bis es Dir besser geht, damit Du weiterstillen kannst. Lass Dich von einer Fachperson beraten!
Warnzeichen, bei denen du SOFORT fachliche Hilfe brauchst:
Starke Schmerzen, die trotz Korrekturen nicht besser werden.
Sekret, das übel riecht oder eitrig ist.
Fieber über 38,5°C, Schüttelfrost, heftiges Krankheitsgefühl.
Anhaltende Rötung oder ein zunehmender harter Knoten.
Viele Frauen zögern, eine Beratung oder ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, doch gerade hier gilt: Je früher gezielt unterstützt wird, desto besser und rascher kannst du weiter stillen – und verhinderst grössere Komplikationen.
Stillprobleme sind häufig, völlig normal und kein Zeichen von Schwäche – sondern von Mut und Fürsorge! Mit fundierten Tipps, gezielter Begleitung durch unsere Stillberaterinnen kannst du Beschwerden rasch und nachhaltig in den Griff bekommen. So steht einer innigen, erfolgreichen Stillbeziehung nichts im Weg.




Kommentare